Anwendungen und Fallbeispiele


Wir alle haben unsere Geschichte...

Trauma - lang verdrängte Schmerzen, Trauer, Wut, Angst, Gewalt, Missbrauch...

Bei einem Trauma schiebt das Gehirn die Erinnerung ins Unterbewusstsein. Beispiele aus der Aufstellungspraxis zeigen immer wieder, dass Traumata die verborgene Ursache für persönliche Probleme im Alltag sind.

 

Früher oder später tauchen Fragen auf, z.B.:

  • Warum bin ich so, wie ich bin?
  • Wo kommen meine Denk- und Verhaltensmuster her?
  • Warum passiert mir das immer wieder?
  • Warum erreiche ich mein Ziel nicht?
  • Was blockiert mich?
  • Wer bin ich überhaupt?

Es fängt sehr früh an. Unsere pränatalen Erfahrungen prägen uns mehr als wir glauben oder vermuten. Auch unsere Familie und Umwelt haben erheblichen Einfluss auf unsere Denk- und Verhaltensweisen.

 

Nicht zu vergessen: die Erlebnisse der Kriegs- und Nachkriegs-Generationen. Unsere Großeltern, Eltern und auch wir sind von Kriegserlebnissen (direkt/indirekt) geprägt worden.

 

Und wenn uns all diese Probleme, Verstrickungen und Zusammenhänge bewusst werden, z.B. während einer Familienaufstellung, ist der Weg geebnet, um sie auf- und zu verarbeiten und somit aufzulösen.


Fallbeispiele aus Aufstellungen

Nachfolgend sind einige Beispiele aufgelistet, die bei Familienaufstellungen als Thematik aufgestellt wurden.

Von Zeit zu Zeit werden neue Beispiele hinzugefügt.


E. möchte einen bestimmten Raum wieder betreten können, um die nötigen Arbeiten zu erledigen.

E. erzählt: Es gibt einen Raum, der mir Unbehagen bereitet. Dort müsste ich aufräumen, sortieren und Bürokram machen. Dort sind auch Sachen von einem verstorbenen Verwandten, dessen Nachlass ich regeln „MUSS“ (es klingt ein wenig wütend). Außerdem fühle ich mich in meiner Wohnung nicht so wohl und plane nächstes Frühjahr umzuziehen.
Ziel der Aufstellung: Den Raum wieder betreten zu können, um die nötigen Arbeiten zu erledigen.

 

Wir stellten stellvertretend auf: E., den Raum und den Verstorbenen Es stellte sich heraus, dass der Raum „dunkel und unbeliebt“ war und keiner wollte/konnte dort hinein. Nach ein wenig „Hokuspokus“ konnten wir ihn dann betreten. Danach widmeten wir uns dem Verwandten. Er fühlte sich nicht gesehen und wertgeschätzt. Nachdem beide Seiten von ihm – den "Egozentriker" auf der einen Seite und den liebevollen Verwandten (in den letzten Jahren zeitweise auch eine Art „Vaterersatz“ für E.) auf der anderen Seite – gesehen und gewertschätzt wurden, breitete sich eine friedvolle Stimmung aus. Das Gesicht des Verwandten verwandelte sich sichtbar und sah nun zufrieden und friedvoll aus.


E. schrieb eine Mail als Rückmeldung zu ihrer Aufstellung:
Ich möchte dir kurz Rückmeldung geben. Sonntag morgen bin ich in das besagte Zimmer, räumte die Fensterbank ab, putzte die Fenster, dann wurde kräftig mit weißem Salbei geräuchert und gelüftet. Hinterher gab es eine zweite Räucherung zum aufbauen der Kraft und ich habe die Fenster mit kleinen Kränzen aus Rosmarin und getrockneten Orangen geschmückt. Bis mittags habe ich aufgeräumt, ausgemistet, Ablage meiner privaten Unterlagen und ab Nachmittag ging es an die Arbeit für den Nachlass - bis 19:30h, dann war ich fertig und konnte die email mit Anlagen verschicken, damit ich dieses Jahr sauber abschließen kann.
Das funktionierte gestern wie ein Mühlrad, die Arbeit ging mir konzentriert von der Hand. Das war sehr gut. Die Rollladen gehen abends runter und morgens hoch, ich lüfte, räuchere, hab auch mal eine Kerze an und bin mir bewusst, was das „schwarzmagische“ war/ist, was du sehr richtig wahr genommen hast. Ich weiß woher es kommt und werde mich besser schützen…
Nach dem Spurt am Sonntag war ich Montag und Dienstag ziemlich erschöpft, aber ich bleibe dran und mache etwas langsamer um mich nicht zu überfordern.


Mein Sohn hat den Kontakt zu mir abgebrochen und ich weiß nicht warum. Ich möchte wieder Kontakt zu ihm.

Der Sohn von J. hat den Kontakt zu ihr abgebrochen und sie wollte wissen, ob und wie eine Annäherung wieder möglich wäre.

Während der Aufstellung stellte sich heraus, dass der Sohn ein starkes Bedürfnis hatte, eigene Erfahrungen zu machen - egal welcher Art. Die Mutter war zu perfekt und wollte ihn vor „ALLEM“ schützen.

Die Mutter brauchte Rückenschutz, damit der Sohn wieder Kontakt zu ihr aufnehmen kann – in Zukunft.
Weiterhin stellte sich heraus, dass ihre Eltern sich einen Jungen und kein Mädchen gewünscht hatten. Das Mantra von J. war: Ich war nie gut genug.
Dabei ist sie eine sehr starke Frau, erfolgreich in ihrem Leben, hat viel erreicht und sich alles selbst erarbeitet.
Ein tief verborgenes Bedürfnis nach Rückendeckung wurde sichtbar. Sie bekam "imaginären Schutz" durch einen Stellvertreter, der sich hinter sie stellte. Dadurch verschwand ihre "fordernde Energie" gegenüber dem Sohn und der Wunsch nach Kontakt des Sohnes zur Mutter wurde sichtbar.
Der Sohn wollte seine eigenen Erfahrungen machen. Die Mutter muss den Mut haben, den Sohn loszulassen, damit er seine eigenen Erfahrungen machen kann, auch wenn es „negative Erfahrungen“ sind, vor denen die Mutter ihn immer schützen wollte.


Ich finde Fremdsprachen toll und möchte sie erlernen, aber ich breche immer wieder ab

Frau X. findet Fremdsprachen toll und will sie erlernen. Anfangs macht es Spaß, aber sie bricht nach einer Weile immer wieder ab. Aktuell hat Sie einen Franzosen kennengelernt und möchte mit ihm auf Französisch kommunizieren.

Während der Aufstellung stellte sich heraus, dass Frau X. tief im Inneren (ein junger Anteil von ihr) schüchtern war. Nach außen hin wirkte sie jedoch als „starke Frau“. So versuchte der junge Anteil das unangenehme Gefühl „sich schüchtern zu fühlen“ zu schützen/zu überdecken, indem er die Fremdsprache als Kommunikationsweg wählte, die ja nicht perfekt sein muss.
Der „schüchterne Anteil“ blieb noch eine Weile, fasste Mut und nahm Kontakt zum „schönen Franzosen“ auf. Die Körpersprache stand nun im Vordergrund, was wunderschön zu beobachten war. Im weiteren Verlauf war nun auch eine körperliche Annäherung an den „potentiellen französischen Partner“ möglich.

Worte - Mimik - Gestik – wir kommunizieren ständig, aber nicht alles ist uns bewusst.


Ich möchte mal Vollgas geben, ohne mich auszubremsen

Ich mache mich selbst fertig, weil ich nie das durchziehe, was ich mir vorgenommen habe... Ich möchte endlich durchstarten und mich nicht immer wieder ausbremsen. Ich habe viele Ideen und möchte sie umsetzen. Ich gebe Vollgas, aber irgendwann bremse ich ab und gebe auf. Ich möchte diese Blockade lösen.

 

Es stellte sich heraus, dass persönliche Anteile (andere sagen innere Kinder) sich gegenseitig sabotierten. Eins hatte Angst, das andere wollte Vollgas geben. Beide agierten ohne miteinander Kontakt zu haben. Während der Aufstellung stellten sie Kontakt her und es dauerte etwas, bis jeweils der eine Anteil dem anderen zuhörte. Vertrauen, Mitgefühl und Verständnis konnte sich langsam entwickeln. Am Ende der Aufstellung kannten sie sich und gingen gemeinsam den Weg und fuhren auch zusammen einmal Vollgas.

 

Die Ursache "der Blockade" wurde gefunden, Kontakt hergestellt und durch die Bereitschaft der beiden inneren Anteile ist nun vieles möglich, was vorher zum scheitern verurteilt war...


Ich habe Flugangst

Ich habe Flugangst und es wird immer schlimmer, ich kann es mir nicht erklären. Mein Verstand sagt mir, dass nichts passieren kann, aber mein Körper reagiert mit Herzrasen und Schweißausbrüchen, ich habe das nicht unter Kontrolle und das macht mir wiederum auch wieder Angst...

Kurzvariante: Es zeigte sich, dass der Betroffene Abtreibungsversuche überlebt hatte und somit in Lebensgefahr war. Diese Erfahrung hat sich im Körper manifestiert und bei "Trigger" war der Körper im "Todesmodus".

Nachtrag: Eine Besserung stellte sich ein, nachdem der Klient "bestimmte kognitive Verhaltensweisen" erlernt hat und diese im Bedarfsfall nun anwendet.


Ich gerate immer an die falschen Männer

Ich gerate immer wieder an die falschen Männer. Zuerst ist alles o.k. und dann verlassen sie mich ohne Grund..

Der Vater starb früh und die Mutter hatte immer wieder "neue" Männer. Die Mutter hat die Beziehung zu ihnen (immer) beendet. Dieses Beziehungsmuster hatte sie übernommen (Mutter, ich bin wie du) und unbewusst dafür gesorgt, dass die Männer sie verlassen haben. Sie hat sich unbewusst nicht "erlaubt" erfolgreiche und dauerhafte Partnerschaften einzugehen.


Ich bin dick und unglücklich

Ich bin immer mit Essen versorgt worden. Für meine Mutter war es wichtig, dass ich gut esse, dann fühlte sie sich gut und war zufrieden, und ich war dann auch zufrieden. Ich bin stark übergewichtig und sehr unglücklich.

 

Als Kind lernte er Liebe = Essen. Leider ist das immer noch so, aber er arbeitet weiterhin daran dieses Denk- und Verhaltensmuster aufzulösen...


Bei mir reicht das Geld nie aus

Ich habe zwei Jobs und das Geld reicht nie. Egal wie sehr ich mich auch anstrenge, ich rutsche immer wieder in die roten Zahlen…

 

Es zeigte sich, dass die Großeltern im Krieg alles verloren hatten und sich davon nicht mehr erholten. Auch die Eltern hatten nicht viel Geld. Unbewusst erlaubte sie sich nicht, mehr zu verdienen als ihre Eltern und Großeltern...


Ich bin Single - aber nicht freiwillig

Ich bin Single, leider nicht freiwillig. Ich finde einfach nicht die richtige Frau.

 

Kurz gefasst: Als Kind war er so auf seine Mutter fixiert im Aussehen und ihrer Art und Weise, dass keine andere Frau ihr ebenbürtig war und ihm somit "nicht gut genug" war. Nachdem ihm das (und noch mehr) bewusst wurde dauerte es nicht lange, bis er stolz von seiner Freundin berichtete...


Mein Vater ist Alkoholiker - er soll es verdammt nochmal zugeben

Mein Vater war Alkoholiker und hat uns verlassen als ich 6 Jahre alt war. Obwohl er mich immer angeschrien hat, hatte ich ihn lieb, denn er hat mir immer Kaugummis mitgebracht. Ich vermisse ihn, ich hätte so gerne einen Vater gehabt, der für mich da gewesen wäre, wenn ich ihn gebraucht habe...

 

Kurzvariante: Es stellte sich heraus, dass sie selbst jeden Tag Wein trank und unbewusst über den Alkohol die gewünschte Verbindung zum Vater herstellte... eine fatale Verbindung, die gelöst werden konnte...


Ich kann meine Finger nicht von den Süßigkeiten lassen

Ich war ein aufgewecktes Kind und wollte immer nur spielen. Das gefiel meiner Mutter nicht und sprach einfach nicht mehr mit mir. Wenn ich aber das getan habe, was sie wollte, bekam ich als Belohnung Süßigkeiten.

T. konnte sich während der Aufstellung kaum beherrschen und konnte ihre Finger nicht von den Süßigkeiten lassen. Es war bereits eine Sucht. Die fatale Verknüpfung "Süßigkeiten und Belohnung" wurde gelöst. Die mentalen Erkenntnisse und Zusammenhänge genügten T. Sie will sich nach und nach von den Süßigkeiten und der toxischen Verbindung zur Mutter lösen.

 

Nachtrag: Sie kann zwar immer noch nicht ganz verzichten, aber das will sie auch nicht. Sie kann nun kontrolliert und in einem gesunden Maß Süßigkeiten essen und ist darüber mehr als glücklich.


Ich bin genervt von meiner Mutter, immer hat sie was zu meckern

Der Vater von P. war immer sein großes Vorbild als Kind. Er war groß und stark und hatte volles Haar. Er war auch sehr schlau und wusste alles. So wollte P. auch mal werden. Leider wurde der Vater eines Tages krank, schwach und hilflos und dann starb er ganz plötzlich. Die Mutter erzog P. dann alleine.

 

Es zeigte sich, dass es P. an Selbstvertrauen und Selbstsicherheit mangelte, obwohl er bei anderen beliebt ist und akzeptiert wird. Die Mutter hatte große Schwierigkeiten damit, dass P. ihrem verstorbenen Mann nicht nur äußerlich, sondern auch in seinem Verhalten immer ähnlicher wurde. Dies löste in ihr einen starken Schmerz aus. Sie versuchte das "starke Männerbild" in P. zu unterdrücken (und ihren inneren Schmerz) indem sie immer etwas zu meckern hatte. Sie wollte nicht, dass er erwachsen wird. Dies zeigte sich in der Aufstellung sehr klar und deutlich.